Wir Deutsche haben es mit der Linde. Früher trafen wir uns wohl darunter. Heute gehen wir auf ein Weizenbier
zur Lindenwirtin.
Linden haben etwas Besonderes. Was?
Update. Der Lindengarten in Wismar.
Den Text zum Update finden Sie am Ende des Artikels.
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Warum benennen wir Gaststätten nach Linden? Lindenstübchen, Lindenhof, Unter den Linden – dem Reisenden
bieten sich zahlreiche Namensoptionen bei den Gasthäusern und Lokalen an. Das macht neugierig.
Sind Linden besondere Bäume? Im digitalen Lexikon Wikipedia finden sich zahlreiche Hinweise dazu. Der vorliegende Text soll allerdings nicht ins letzte botanische Detail gehen. Dieser Artikel
folgt einer besonderen Spur. Beim Querlesen des Wikipedia Textes (*) ist mir ein ganz spezieller Hinweis auffallen:
Bäume sind Lebewesen. Das erstaunt. Unter Lebewesen stellt der Mensch sich gemeinhin den Homo sapiens oder ein Tier vor, das läuft, fliegt oder schwimmt. Bäume stehen einfach da. Wieso gehören
diese dann zu den Lebewesen? Jetzt will der Hobbyautor es genau wissen.
Lesen Sie kurz mit, für fünf Minuten - über Bäume, das Leben, das von den Sternen kam und eine Denkpause beim Lindenwirt. Für Überraschungen ist gesorgt.
Linden machen schon etwas her. Auf diesem Bild scheinen die Äste die kleine Kapelle auf der Anhöhe fast zu umarmen, um sie zu schützen.
Bildquelle: dkochli/ https://pixabay.com/de/kapelle-kirche-linde-christlich-739263/
Die Blätter sind auch schön anzusehen. Sie bilden eine Herzform – ein grünes Herz. Die Blatthälften und die Querrippen verlaufen fast symmetrisch. Symmetrie bedeutet „Ordnung“ in der Sprache der Natur. Was will die Form uns sagen?
Bildquelle: Hans/ https://pixabay.com/de/blatt-einzeln-linde-lindenbl%C3%A4tter-55859/
Linden können also zu poetischen Gedanken verführen. Bei der Betrachtung des Themas sollen allerdings die Fakten im Vordergrund stehen. Der Autor dieses Artikels will der Frage nachgehen, ob Bäume auch Lebewesen sind.
Linden sind Pflanzen. Diese unterteilen die Botaniker in verschiedene Familien, Unterfamilien und Gattungen.
Man will es nicht zu weit ins Detail treiben, also fängt der Autor in der obersten Stufe der Systematik an. Rosiden stehen ganz oben. Manchem Leser mögen nun unangenehme Erinnerungen an
gähnend langweilige Biologiestunden aufkommen.
Mit einem Verzicht auf Details in der breitgefächerten Unterordnung dieser Untergruppe kommt der Text rasch zum Punkt: Lindenbäume sind Pflanzen. Und Pflanzen sind – Lebewesen.
(*)
Lebewesen haben eine besondere Stärke: sie können sich organisieren. Denn ohne diese Fähigkeit zum Zusammenhalt wären sie Bruchstücke, die den Kräften der Natur ohne Selbststeuerung ausgeliefert sind.
Leben ist gekennzeichnet durch Austausch (Stoffwechsel), die Fähigkeit zur Fortpflanzung, Rektionsfähigkeit auf Reize der Umwelt und zahlreiche weitere Merkmale. Die Linde kann alle diese Voraussetzungen erfüllen.
Man staunt, aber der Lindenbaum ist nach dieser Definition also ein Lebewesen, obwohl er weder laufen noch fliegen oder sich auf andere Art fortbewegen kann.
Der interessierte Science-Fiction Fan liest ab und zu, dass das irdische Leben möglicherweise von den Sternen stammt. Der Ausdruck dafür lautet Panspermie. Da man gerade den Text zum Thema Leben aufgeschlagen hat, kann man noch ein paar Zeilen weiterlesen.
Und der Mensch staunt:
30 Prozent der Biomasse auf der Welt entfallen auf unterirdisch angesiedelt Kleinstlebewesen (*). Also haben Elefanten und Wale zwar ihren gewichtigen Anteil an der Lebensmasse, aber die Mikroorganismus stellen ebenfalls ein gehöriges Potenzial dar.
Die heute lebenden Formen sind alle rezent, das heißt, sie stammen von Vorfahren ab. Man erinnert sich an die Abstammungslehre von Darwin. Woher stammen die Vorfahren der Vorfahren?
Bildquelle: WikiImages/ https://pixabay.com/de/pferdekopfnebel-dunkelwolke-11081/
Der neugierige Leser stößt hier die Tür auf zu dem Begriff: abiogenes Leben. (*) Bios heißt Leben, a- bedeutet eine Verneinungsform. Was bedeutet verneintes Leben?
Alle Lebewesen auf der Erde sind einst aus organischen Stoffen gebildet worden – und man weiß offenbar immer noch nicht, wie dies geschah.
Es haben sich also in einer „Ursuppe“
Strukturen aus Atomen und Molekülen gebildet, die später zu lebensfähigen Mustern wurden. Diese haben geatmet, sich ernährt und fortgepflanzt. Als Entstehungsort gelten heiße Quellen am Boden der
Ozeane.
Ob die Urbausteine nun von den Sternen kamen oder sich im heißen Gemisch der Erde gebildet haben ist noch unklar. Allerdings verdichten sich die Erkenntnisse, dass Kometen und ähnliche Strukturen
einige Grundbausteine aus den Fernen des Weltalls auf unseren Planeten gebracht haben.
Wie können chemische und physikalische Einzelbausteine, zum Beispiel Atome, zu Leben werden? In einem berühmten Experiment in den 1920er Jahren haben zwei Forscher diesen Entstehungsprozess im Labor nachgestellt (Miller-Urey Experiment).
Darauf aufbauend wurde in einem nächsten Schritt die Theorie aufgestellt, dass eine einfache Variante der
DNA als universeller Baustein dem Leben voranging. Man erinnert sich an den Ausdruck „DNA“ als Träger der Erbinformation.
Wie hat ihre Urform die ersten Bausteine gebildet?
Sie arbeitet wie ein Kopiergerät. Sie liest genetische Informationen aus einem Trägermedium aus, vervielfältigt diese und baut daraus weitere Kettenstränge. Der Vorläufer der genetischen
DNA-Trägersubstanz (eine Ur-RNA) hat also das Leben im Urmeer ermöglicht, und zwar aus chemischen Bausteinen, die kein Leben bedeuteten.
Zudem war diese RNA-Version mit weniger Aufwand von der Natur herzustellen, sie stellt also eine Art on DNA-light Vorgänger dar.
Durchgesetzt hat später sich die komplexere Form der DNA als der primäre Informationsträger. Daraus entstanden dann alle bekannten Spielformen des Lebens: Menschen, Tier, Pflanzen – also auch der Lindenbaum.
Der Zwischenstopp bei der Lindenwirtin kann sich für den reisenden Flammarion durchaus lohnen. Man kann
unter den Linden so schön mit den anderen klönen - und zu neuen Erkenntnissen kommen.
Gehört der Lindenbaum also zu den Lebewesen? Ganz offensichtlich ja, und er kann den Menschen kräftig inspirieren. Dies ist der Moment für einen Break bei einer Tasse
Lindenblütentee.
(*) Textquellen:
Wikipedia/ Linden Botanik, /Pflanzen, /Lebewesen, /Chemische Evolution
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Baumfreunde kommen in Wismar besonders auf ihre Kosten. Dort gibt es nahe der Altstadt einen „Lindengarten“. In den Sommermonaten erfreuen die Bäume in der Parkanlage den Spaziergänger mit ihrer vollen Pracht. Die Lindenblüte brauchte Anfang Juni allerdings noch etwas Zeit zum Erblühen.