Ein Dasein ohne Sorge, das wünschen sich viele Menschen. Und einige wollen noch eins draufsetzen. Ein Leben
im Überfluss soll es sein.
Das Märchen vom Schlaraffenland spielt sich in den Köpfen vieler Menschen ab. Die Geschichte vom Land, in dem Milch und Honig fließen, soll ihren Ursprung in der Bibel haben. Doch was
wollten deren Verfasser uns mitteilen? Verspricht man dem Menschen ein Paradies auf Erden, ganz ohne Anstrengung?
Im Zeitalter von sharing economy und Minimalismus als Trends erscheint das Thema wieder aktuell. Ein Zauberland im Spannungsfeld zwischen Vergeudung und Vernunft – ein
spannendes Thema.
Das Schlaraffenland liegt bei Toulouse. Dort befindet sich ein Fleckchen Erde mit gleichem Namen - leben wie Gott in Frankreich. Und es liegt in unserer Vorstellung.
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Das Schlaraffenland im Internet
Die größte Oasenstadt der Welt
El Dorado – der Traum vom Goldland
Pareto und die Work-Life-Balance
Die Texte zu den Updates finden Sie am Ende des Artikels.
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Toulouse liegt im Süden von Frankreich, gleich neben dem Mittelmeer. Nach Spanien und zum Golf von Biskaya ist es auch nicht weit. Weite Felder, liebliche Düfte und ausreichend Sonnenschein – ist dies das Paradies auf Erden?
Dieses Stück Erde wird im Französischen tatsächlich als „Pays de Cocagne“ bezeichnet. Dies heißt auf
Deutsch: Schlaraffenland (*).
Was gibt es dort? Schönes Wetter, mediterranes Klima mit einem warmem Sommer und einem milden Winter. Das findet sich an anderen Orten auch. Was gibt es dort im Überfluss? Weizenfelder, Weinanbau
und eine liebliche Landschaft. Früher wuchsen dort Färberwälder, die den Farbstoff Indigo produzierten. Die Anwohner wurden vor einigen Jahrhunderten mit dem Färbstoff sehr wohlhabend, und daher
stammt der Begriff Pays de Cocagne (*).
Die Erklärung der Färberwälder wirkt in bisschen dünn, wenn man sich die Bedeutung des Begriffes im allgemeinen Sprachgebrauch vor Augen hält. Wohlhabende Gegenden gab es an anderen Orten ebenfalls. Was steckt noch hinter dem Begriff vom Schlaraffenland?
Die Bibel. Im Alten Testament, im 5. Buch Moses, wird die Lokalität genauer beschrieben. Milch und Honig fließen in den Flüssen und Bächen dieses sagenhaften Landes. Wie man aus eigener Anschauung weiß, kann die Zubereitung von Milch mit Honig eine ziemlich klebrige Angelegenheit sein. Nach dem Genuss derselben benötigt man Wasser, um sich die Hände zu waschen. In diesem Punkt haben die alten Weisen etwas zu kurz gedacht
Im Schlaraffenland fliegen gebratene Tauben durch die Luft. Auch in diesem Punkt kann ein kritischer Leser seine Zweifel haben. Ein gebratener Vogel ist in der Regel tot. Tote Tiere können nicht fliegen. Man vermutete an dieser Stelle schon wieder, dass das Bild vom Schlaraffenland eine Allegorie auf einen Umstand oder auf ein menschliches Verhalten darstellen muss.
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Und so scheint es auch zu sein. Hans Sachs und andere Autoren der Vergangenheit haben das Schlaraffenland
als eine Persiflage auf das wohl üppige Leben der Kleriker ihrer Zeit verstanden (*). Anstatt demütig Hildegards vegane Kräutersüppchen zu schlürfen, haben geistige Vertreter verschiedener
Epochen wohl recht deftig zugelangt. Die kirchliche Botschaft der Bescheidenheit erreichte die Massen der Gläubigen nicht mehr vollständig. Diese haben sich mit Spottdichtungen gewehrt.
Das Zauberland war als Stand-Up Comedy gegen die Verlotterung der kirchlichen Sitten geboren.
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Das Lotterleben wird nicht erst seit dem Mittelalter reported. Griechische Autoren sollen vor 2.500 Jahren schon die gebratenen Vögel beschrieben haben. Allerdings trugen diese damals zusätzlich ein Kuchenstück im Maul (*). Dieses Detail ist den schriftstellerischen Nachfahren verloren gegangen.
Die Brüder Grimm hatten das Motiv wieder aufgegriffen, das Knusperhäuschen war geboren und Erich Kästner hatte das Thema ebenfalls aufgenommen (*).
Die Gesellschaftskritiker unterscheiden zwischen natürlichem und übertriebenem Lebensstil. Das Märchen vom Überfluss hat offenbar eine zeitlose Gültigkeit. In einer Welt der Ungleichgewichte zwischen Nord und Süd und zwischen vielen Regionen rund um den Globus kann das Thema zum Nachdenken anregen.
Trends wie Minimalismus und die sharing economy können auf die Aktualität des Gedankenguts hinweisen. Die Versuchung ist groß, im Wohlstand das Augenmaß zu verlieren. Und wenn es dem Menschen nicht allzu gut geht, dann ist die Versuchung der geistiger Lenker ebenfalls groß, jenen ein Eldorado vorzugaukeln. Übertriebene Hoffnungen können zu falschen Erwartungshaltungen führen.
Einige Kulturen haben die negativen Auswirkungen von Übertreibungen erkannt. Sie propagieren den mittleren Weg oder eine natürliche Bescheidenheit.
Das Schlaraffenland beschreibt einen unrealistischen Ort mit verwirrt anmutenden Erscheinungen.
Faule, untätige Menschen sind zu keiner Aktion mehr fähig. Die Bewohner dieser unwirklichen Gegend müssen früher oder später untergehen.
Utopia ist eine Vision, eine fiktive Gesellschaftsordnung (*). Hier werden Ressourcen, aber auch individuelle Fähigkeiten und persönlicher Einsatz, im Sinne einer Bemühungspflicht,
geteilt.
In diesem Sinn kann der gedankliche Weg vom Schlaraffenland über die Utopie zu einer Art „Zukunftswerkstatt“ führen (*).
Phantasie, Kreativität und Ideen gestalten das das gesellschaftliche Umfeld. Das Paradies muss man sich erarbeiten.
Update Work-Life-Balance: weiter unten >
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Dieser Herr Pareto muss ein unwahrscheinlich gutes Leben geführt haben. Er hat nämlich die 80:20-Regel ausgedacht. Hat er selbst danach gelebt?
Für uns könnte diese Regel bedeuten, dass wir in absehbarer Zukunft 80 Prozent der Arbeit in 20 Prozent der
jetzigen Arbeitszeit verrichten könnten. Den Rest erledigen die Roboter.
Schneescheppen, Module auf Platinen auflöten und mit dem Traktor die Furchen entlangfahren – das alles machen programmierte Maschinen.
Das digitale Schlaraffenland steht vor der Tür. Nur, was machen wir mit der ganzen Freizeit? Mal bei Hans Sachs nachlesen, wie seine Charaktere damit umgegangen sind …
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Manchen Zeitgenossen reichte die Suche nach dem Land mit Milch und Honig nicht. Sie wollten einen
unermesslichen Reichtum zusätzlich erlangen. Die Idee von El Dorado war geboren.
Die spanischen Eroberer hatten von Einheimischen gehört, dass in Südamerika ein sagenhaftes Goldland existieren sollte (*). Ein mythischer Herrscher wurde demnach komplett mit Gold überzogen. In
einem religiösen Ritual wurde das Gold in einem See anschließend abgewaschen. Diese Legende beschreibt eine Art Vorläufer der Szene im James-Bond-Film „Goldfinger“.
Das Goldland wurde bis heute nicht gefunden. Die Legende von El Dorado lebt weiter.
(*) Textquelle: Wikipedia/ Eldorado,
Eine fruchtbare Stelle in einer sonst öden Umgebung kann auch als eine Art Schlaraffenland verstanden
werden. Solche Stellen bezeichnet man als Oase. Oasen sind vor allem aus dem afrikanischen und den arabischen Ländern bekannt.
Die größte Oasenstadt der Welt befindet sich jedoch – in den USA- Las Vegas liegt inmitten der Mojave-Wüste und zählt fast zwei Millionen Einwohner. In der Wüste herrscht Mangel, und in Las Vegas gibt es alles im Überfluss.
Uns geht es gut. Wir brauchen kein fiktives Schlaraffenland. Der Suchbegriff wird von Google am Erhebungstag mit knappen 600.000 Einträgen aufgeführt. Im Wesentlichen wird das Schlaraffenland in den Bereich der Märchen verlegt. Einige Autoren stellen eine Beziehung zum Essen her.
Im Englischen heißt es „land of milk and honey“. In diesem Fall stürzen fast 50 Millionen Ergebnisse aus der Suchmaschine hervor. Die Bilder zeigen paradiesische Landschaften und – Bienenwaben.
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