Blaues Blut und der genetische Fingerabdruck.


Ja, ja, der Adel. In den Adern der Menschen dieses Standes fließt ein ganz besonderer Lebenssaft, und der ist blau.
Damit mussten sich Generationen von rotblütigen Subalternen abfinden, oder auch nicht. Jedenfalls hat sich bis in die heutige Zeit die Redensart vom blauen Blut zäh behauptet.
Obwohl - in letzter Zeit zeichnet sich ein disruptiver Wandel im Weltbild ab. Der genetische Code des Menschen wird zunehmend sequenziert, wie es heißt, also entschlüsselt.
Wird der Adel der Zukunft ein ACTG Päpperli am Baby Zeh tragen? Ein interessante Frage, und hier folgt eine kleine Herleitung dieses Gedankenganges >>


Update November 2018. Design, Baby, Design.

Den Text zum Update finden Sie am Ende des Artikels.


Vornehm blass und knackig braun

Ich wollte, ich wäre Prinzessin, und du wärst mein Prinz. Der deutsche Schlager spricht uralte Weisheiten gelassen aus. Haben Aristokraten tatsächlich eine andere Blutgruppe als der durchschnittliche Bürger?

Um es vorwegzunehmen. Die Redewendung vom „blauen Blut“ hat eher mit heller Haut und dem Gebrauch von Sonnenschirmen zu tun als mit der Bestimmung von Blutgruppen.
In der Gegenwart versuchen wir, möglichst braun gebrannt aus dem Urlaub zurückzukehren. Früher war dies genau anders. Vornehme Blässe war angesagt. Das ist alles ziemlich bekannt, aber es erklärt nicht den Ursprung der Redewendung.
Was ist daran – an den blaublütigen Aristokraten?


Was ist ein Aristokrat?

Heute kennt man diese Gesellschaftsgruppe eher aus der „Yellow Press“ als durch den persönlichen Augenschein.
Mit Aristokratie war in den frühen Zeiten der Geschichte ein Elite, eine Gemeinschaft der Besten gemeint (*). Genau dies bedeutet der ursprüngliche Ausdruck aus der griechischen Sprache.
Da staunt der moderne Bürger. Unsere Altvorderen haben also einigen besonders tüchtigen Vertretern ihrer Gemeinschaft das Regieren übertragen. Diese Personengruppen haben dann Dynastien gebildet und teilweise über Jahrhunderte ihre Macht erhalten. Die Idee der Demokratie, also der Herrschaft des Volkes durch bestimmte Volksvertreter, entstand erst später. 

Die Bleichgesichter aus dem Norden

Was hat diese Information mit dem Thema vom blauen Blut zu tun?
Der Ausdruck stammt ursprünglich aus Spanien. Die iberische Halbinsel  wurde einst von den aus Nordafrika stammenden Mauren erobert (um 700). Diese herrschten etwa 700 Jahre über die Halbinsel. Sie wurden ihrerseits vom Stamm der Westgoten verdrängt, die damit zur neuen Herrscherklasse aufstiegen. Diese neuen Herrscher waren hellhäutig, und die  tiefer unter der Haut liegenden Venen erschienen bläulicher als bei den dunkelhäutigen Vorgängern. Der Lichteinfall bewirkt bei oben liegenden Venen einen rötlichen Effekt, und bei tiefer eingelagerten Venen – eine Färbung, die in einen Blauton übergeht, so sagt das Lexikon (*).

Da staunt mancher Leser. Das Blut der blaublütigen Herrscher ist also genauso rot wie bei allen anderen Menschen auch. Aber die frühen Sieger in Spanien waren halt hellhäutig, und dadurch entstand der falsche Anschein von blauem Blut. Die späteren Gesellschaften haben den spanischen Ausdruck vom westgotischen Herrscher auf die Adelsklasse generell übertragen.

Man trägt blass

In der Adelsklasse lässt sich gut leben. Wer einmal aufgestiegen ist, der will dort auch möglichst lange bleiben. Ein äußeres Kennzeichen des Adels war – die Blässe. Das gemeine Volk plagte sich auf den Feldern ab. Ihre Haut wurde durch die ständige Sonneneinstrahlung gebräunt. Die Adligen führten Hof in der Burg, und dort konnte man sich vor Sonnenschein schützen. Für den Aufenthalt im Freien waren Schirme ein beliebtes Requisit adliger Damen zu jener Zeit. Damit blieb die Haut schön blass, und die Adern erschienen bläulich, das Zeichen des Adels. 

So beautyful

Zu jenen Zeiten, also im Mittelalter, galt Blässe in Verbindung mit bläulich erscheinenden Adern also als ein Schönheitsideal. Erst um das Jahr 1800 soll die Bezeichnung, von Spanien her kommend, auf den gesamten Adel in Westeuropa ausgedehnt worden sein (*). Diese Information überrascht dann doch., weil sie über Jahrhunderte in Spanien gepflegt und verwendet wurde. 


Adel verpflichtet

Beim Adel handelt sich also um die Bezeichnung für eine soziale Gruppe, die gewisse gesellschaftliche Vorrechte genoss (*). Zudem vererbte diese Klasse ihre Privilegien über die Geburt an ihre Nachkommen. Die Gepflogenheit wurde mit der französischen Revolution ziemlich abrupt unterbrochen. In Deutschland und Österreich kam die Entwicklung auf dem politischen Parkett mit dem Ende des ersten Weltkrieges zum Stillstand.

Fazit. Scheinbar blaues Blut - dieser Eindruck entsteht durch tief liegende Venen, die in einer bestimmten Sonneneinstrahlung in diesem Farbton erschien. Wer hätte es gedacht?

Und nun - die DNA-Story. Besondere Fähigkeiten können bald durch Sequenzierung des Erbmaterials früh erkannt werden. Gibt es dann eines Tages einen genetisch definierten  Adelsstand, der unabhängig von der gesellschaftlichen Stellung der Eltern gelten wird?
Aber das 
ist eine andere Geschichte (Fortsetzung folgt).


(*) Textquellen:
Wikipedia/ Blaues Blut, /Aristokratie

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Tom Jones hatte nicht recht mit einem seiner Liedtexte. In dem Song „Sixteen Tons“ beschreibt er den Menschen als Ergebnis von „muscle and blood and skin and bone“. Zu allererst besteht der Mensch allerdings aus Genen. Und diese haben chinesische Wissenschaftler nun künstlich verändert. Die ersten Menschen ohne einen bestimmten Defekt sind scheinbar auf die Welt gekommen. Der Rubikon zum genetisch veränderten Menschen ist überschritten. Das kann auch böse enden.

Was bedeutet diese Entwicklung für das Thema „blaues Blut“?

  • Das adelige Elternpaar könnte bald seine Nachkommen zu einem bestimmten Grad selbst designen.
  • Das nichtadelige Elternpaar könnte bald seine Nachkommen zu einem bestimmten Grad ebenfalls selbst designen.

Du wolltest, du bekämst eine Prinzessin? Kein Problem, oder ...?